Halloween Geschichte: Feuererde

“Nach meinem Tod möchte ich auf keinen Fall verbrannt werden!“, sagte die alte Brigitte zu ihrer einzigen Tochter Petra und ihrem Schwiegersohn Udo. “Ich möchte eine Erdbestattung! Es braucht gar kein aufwändiges Grab zu sein. Nehmt ein ganz einfaches, aber lasst mich hier in der Erde meiner geliebten Heimatstadt ruhen und übergebt mich nicht dem Feuer!“ Wenig später starb Brigitte.

“Schatz, weißt du, ob Mutter außer uns noch anderen gesagt hat, dass sie nicht feuerbestattet werden will?“, fragte Petra ihren Mann.

“Nein, aber ich bin sicher, dass niemand außer uns davon weiß. Sie hatte doch zuletzt nur noch mit uns Kontakt.“

“Ok, dann lassen wir sie verbrennen. Eine Feuerbestattung ist billiger. Wir erben ja Mutters Häuschen, das wird noch teuer genug werden, es zu renovieren.“ Udo stimmte seiner Frau zu.

“Am besten fände ich es, die Asche zu verstreuen. Das ist hierzulande leider nicht erlaubt. Aber wir wohnen ja direkt an der Grenze.“

Und so geschah es. Der Leichnam der alten Frau, die sich nicht mehr wehren konnte, wurde eingeäschert. Später fuhren Petra und Udo ins Nachbarland und verstreuten die Asche. Erleichtert setzten sie sich danach wieder in ihr Auto, um nach Hause zu fahren. Kaum hatten sie auf dem Rückweg die Grenze überquert, als ein Unwetter losbrach. Der Sturm blies von hinten so stark, dass sich ihr Auto kaum noch unter Kontrolle halten ließ. “Glaubst du, dass die Asche deiner Mutter wieder hier herüber geweht werden kann?“, fragte Udo schaudernd. Petra antwortete nicht, weil die sich ganz aufs Fahren konzentrieren musste. Der Sturm wurde zum Orkan, dazu blitzte und donnerte es in einem fort. 

“Wir können nicht weiterfahren, Schatz! Dort hinten ist Mutters Häuschen. Es liegt zwar zwischen Bäumen, hat aber einen Blitzableiter. Gut, dass ich den Schlüssel dabei habe.“ Die Eheleute flüchteten in das leere kleine Haus. Zur Ruhe kamen sie dort jedoch nicht. Sie hörten weiterhin das Heulen des Sturms und das Krachen des Donners. Und irgendwie lief Petra ein Schauer über den Rücken… Plötzlich flammte vor dem Fenster ein grelles Licht auf. Ein Blitz war in einen Baum geschlagen. Brennende Äste wurden vom Sturm auf das Haus geweht. Dann vernahm man eine Stimme…

Erde war euch zu teuer, darum nahmt ihr Feuer. Seiner Hitze Beute, sollt auch ihr sein heute! 

Einige Tage später berichteten die Medien, dass in einem ausgebrannten Haus zwei verkohlte Leichen gefunden worden seien. Die Ursache für den Brand sei rätselhaft. Er scheine von einem Baum neben dem Haus ausgegangen zu sein, den ein Blitz getroffen habe. Das könne aber nicht sein, denn in der gesamten Region habe es seit zwei Monaten kein Gewitter mehr gegeben…

Autor: Mr.Panda